Jeanette Zippel
Jeanette Zippel
Schon während ihres Studiums der freien Malerei an der Akademie der bildenden Künste München begann Jeanette Zippel 1987 mit und über Bienen zu arbeiten. Mehr als fünfzehn Jahre hielt sie im Durchschnitt knapp zwanzig Bienenvölker.
»Ich hätte mir nie vorstellen können, über ein Lebewesen wie das Bienenvolk zu arbeiten, ohne deren direkte Nähe kennenzulernen. Und so ist meine Imkerei schon immer mehr Erkenntnislabor als Honigproduktionsstätte, die Bienen mehr kontinuierliche und geduldige Lehrmeister als Honiglieferanten, gewesen.«
Ihre künstlerische Vorgehensweise wurde durch die Bienen geprägt. Sie schuf Werkgruppen – Skulpturen, Objekte, Zeichnungen, Malerei, Video- und Bodeninstallationen. Die Gemeinsamkeit lag in der einheitlichen Thematik: Die Biene und die Palette ihrer Produkte. Ähnlich wie Joseph Beuys sieht Jeanette Zippel im Bien (dem Bienenorganismus) ein gesellschaftliches Modell, an dem der Mensch sich orientieren kann. Die Künstlerin lernte die Verhaltens-, Seh- und Ausdrucksweisen der Insekten kennen. Aus deren Formgebilden erarbeitete sie etwas Neues, Eigenständiges.
Die Beziehung zwischen Mensch und Natur erscheint durch Jeanette Zippel in neuem Licht. Ihr Werk lässt eine spirituelle und gedankliche Durchdringung erkennen.
»Bezüge zu idealen, da christlichen Motiven für die innere menschliche Entwicklung faszinieren nicht nur, sondern lassen auch die Einheit von Mensch und Natur sowie ihre geistige Herkunft erahnen. Was sich hier im direkten Leben und Wirken manifestiert, hat den Menschen auf ideeller und geistiger Ebene schon immer fasziniert.«
Das Leben auf der Erde ist ohne Bienen nicht denkbar. Ihre letztlich beiläufige Tätigkeit des Blütenbestäubens trägt entscheidend zum Pflanzenwachstum und zur Pflanzenvielfalt bei. Sie ist weit mehr als nur Honiglieferantin.
Die Biene und ihre Produkte sind schon lange zum künstlerischen Mittel geworden. Die Kunst und die Künstler sind es, die auf gesellschaftliche Defizite, politische Ungerechtigkeiten und Missstände in der Natur aufmerksam machen. Sie intervenieren vom Rand her – doch ihr gesellschaftlicher Beitrag ist nicht unwesentlich.
Dr. Ilonka Czerny
Kunstreferentin Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart