Die Bienengärten mit den belebten Skulpturen sind ein wichtiger Schwerpunkt im künstlerischen Schaffen von Jeanette Zippel. Hier sind die Skulpturen Teil ganzer Gartenanlagen. Deren Wege verlaufen nach Tänzen der Honigbienen und sind umgeben von Wiesen mit Bienennährpflanzen. Besucher können die Faszination der Bienen hier direkt erleben.
Die Skulpturen dienen als Nistplatz und Lebensraum für Wild- und Honigbienen. Durch das Bienenleben im Inneren werden sie zu belebten Skulpturen. Die Gestaltung der Skulpturen ist inspiriert von einer Darstellung der griechischen Göttin Artemis. Eine antike Münze zeigt sie mit weiblichem Oberkörper und einem Bienenhinterleib als Unterkörper. Mittels starker Abstrahierung entstand die eigenständige Form der Skulptur. Sie erinnert an eine menschliche Gestalt und den Körper einer Biene zugleich.
In den großen Hohlräumen der Eichenholzskulpturen leben die Honigbienen in der ihnen eigenen unvergleichlichen sozialen Gemeinschaft. Im Inneren der Skulpturen legen sie ihren faszinierenden Naturwabenbau an. Das Eichenholz wirkt antiseptisch und schützt die Bienen vor Krankheiten.
Wildbienen leben größtenteils einzeln (solitär) und die meisten Arten benötigen für ihre Nistzellen 2 bis 8 mm breite und 5 bis 10 cm tiefe Röhren in natürlichen Materialien. Wildbienenskulpturen sind deshalb aus Sandstein, Lehm, Ziegel, Eiche oder Lavastein gebaut und an die Nistbedürfnisse angepasst.
Weil sie scheu sind und sehr schnell fliegen, sind Wildbienen in der Natur schwer zu erkennen. An den Skulpturen können sie beim Nestbau beobachtet werden, während die Honigbienenskulpturen einen seltenen Einblick in den Naturwabenbau und in die soziale Gemeinschaft von Bienenvölkern geben.
Die Gartenanlagen ergänzen die vorhandene Flora, um Wild- und Honigbienen neben den zahlreichen Nistgelegenheiten auch ein erweitertes Futterangebot zu bieten. So entstehen durch die Bienengärten dauerhafte Kleinbiotope und Rückzugsgebiete in einem ästhetisch angelegten Ambiente.
Technik
Honigbienenskulpturen: Eiche schichtverleimt
Wildbienenskulpturen: Eiche / Sandstein / Ziegel / Lavastein / Lehm
Um den nahrhaften Nektar für die Bienen aus Wasser, Sonnenlicht und Mineralstoffen zu produzieren, ist die Fotosynthese in der Pflanze Voraussetzung. Der Stängel, der alle Nährstoffe der Pflanze transportiert, ist das Zwischenelement zwischen Biene und Erde. Diese Verbindung stellt die Form der Bienenpflanzenröhren symbolisch dar.
Die Bienenpflanzenröhren bestehen aus feinem, leicht transparentem Wachspapier. Auf jeder Röhre ist eine andere Bienenpflanze abgebildet. Das vergrößert kopierte Pflanzenmotiv wird in Mischtechnik überarbeitet. Durch Schneiden, Reißen oder Herausbrennen sind charakteristische Eigenschaften, vor allem des Blütenbereichs der jeweiligen Pflanzenfamilien, herausgearbeitet.
Wandinstallation
Je nach Ausstellungsfläche besteht die Wandinstallation aus einem Block von 500 bis 1.000 Röhren. Es sind Pflanzen aus 24 Pflanzenfamilien.
Die Installation lebt von der individuellen und verschiedenartigen Bearbeitung jeder einzelnen Röhre. Sie steht für die unglaubliche natürliche Vielfalt von Bienenpflanzenarten, die es zu bewahren gilt.
Objektkästen
In Objektkästen befinden sich Arbeiten in 5er und 6er Reihen.
Bis 1998 sind das analog zur Wandinstallation gestaltete Pflanzenmotive.
Seit 2013 entsteht eine neue Serie, die Aufbau und Struktur des Stängels thematisiert. Strukturen farbig aufgedruckter Blätter werden ausgeschnitten und die architektonische Konstruktion des Stängels sichtbar gemacht. Durch die Schichtung mehrerer Röhren entsteht der Eindruck einer Gerüststruktur.
Technik
Kopien auf Papier, Bienenwachs, Mischtechnik
Der Werkkomplex Wabenbau ist eine Hommage an die soziale Gemeinschaft der Honigbienen. Gleichzeitig wird die formgebende Kraft der Bienen bei der Konstruktion des Bienenstocks interpretiert und visualisiert.
Das primäre Formprinzip bei den Honigbienen ist die Kugel. Diese Idealform wird beim Bau von Waben und Brutnest immer angestrebt. Aufgrund von Nistraumverhältnissen oder Temperaturbedingungen kann diese Form in der Natur jedoch immer nur annähernd erreicht werden.
Die drei Formprinzipien Kugel, Scheibe und Sechseck bilden die plastisch-räumliche Grundlage der sozialen Gemeinschaft der Honigbienen.
Soziales Prinzip
In den plastischen Arbeiten sind freie Interpretationen der Kugel- und Facettenformen in verschiedenen Formelementen und -gruppen kombiniert. Flüssiges Wachs wird Schicht für Schicht auf ein Konstruktionsgerüst aufgetragen, bis eckige Form und weiches Wachs harmonisch korrespondieren.
Hängeobjekte
Die Hängeobjekte thematisieren die Form des Wabenbaus. Wabenartige, zur Mitte hin leicht gewölbte Scheiben aus Bienenwachs hängen senkrecht in quaderförmigen Gestellen aus hellem Ahornholz. Leicht transparent schimmern sie goldgelb im Licht und verströmen feinen Bienenwachsgeruch.
Bientransparent
In Bodenkästen und Wandobjekten sind die ideale oder die reale Form eines Wabenbaus als Querschnitte thematisiert. Bei den Bodenkästen bilden die Querschnitte eine Kugelform. Bei den Wandobjekten ist nur eine Schnittebene dargestellt.
Wachsfacetten
3.060 Honiggläser, deren Ränder in Bienenwachs getaucht sind, formen eine quadratische Bodeninstallation. Es entsteht eine Facettenstruktur, die honiggelb über dem Boden zu schweben scheint.
Technik
Bienenwachs auf verschiedenen Materialien
Über Bewegungen kommunizieren Bienen miteinander. Gegenseitiges Rütteln dient der Verständigung im Dunkel des Bienenstocks. Tänze leiten die Bienen zum Nektar der Blumen. Auch Anflug- und Putzbewegungen finden nach feststehenden Mustern statt. Und durch die spiralförmige Bewegung bei der Eiablage der Königin entsteht ein kugelförmiges und wärmeoptimiertes Brutnest.
Die Tänze der Bienen sind umfangreiche und komplexe Kommunikationssysteme. So gibt die Biene beispielsweise die Richtung der Nektarquelle an, indem sie den Winkel zur Sonne in den Winkel zur Schwerkraft auf der Wabe übersetzt. In der Anzahl der Schwänzelbewegungen teilt sie gleichzeitig noch die Entfernung zur Nektarquelle mit.
Das Bienenvolk ist ständig in Bewegung: Es baut, zirkuliert, reguliert und kommuniziert. Das Bienenleben findet zwischen innen und außen, dunkel und hell, statt. Die zahlreichen Bewegungsmuster ermöglichen den Bienen Orientierung, um sich sowohl in der Enge des Bienenstocks als auch in der Weite des Luftraums zurechtzufinden.
In der künstlerischen Umsetzung ist der Ablauf eines Bewegungsmusters in viele Einzelblätter aufgefächert. Jedes Einzelblatt besteht aus einem grafisch schematisierten Grundmuster des Bienenvolks und der Tuschezeichnung einer Biene. Diese Grundzeichnungen sind durch Kopieren vervielfältigt, mit heißem Bienenwachs getränkt und übereinandergebügelt.
Inspiriert von den schwirrenden und vibrierenden Bewegungen der Bienen entstehen Kompositionen fächerförmiger Reliefs. Die leichte Transparenz der Wachspapiere erzeugt eine zarte Schwerelosigkeit.
Technik
Kopien auf Bienenwachspapier, aufeinandergebügelt
Die Flügel einer Biene bewegen sich lemniskatenförmig, das heißt in Form einer 8. Dies ermöglicht dem Bienenflug eine optimale Beweglichkeit. Es ist kaum möglich, eine Biene im Flug zu fangen, da sie blitzschnell in alle Richtungen fliegen, im Flug stehen bleiben und sogar rückwärts ausweichen kann. Außerdem hat sie mit den Facettenaugen ein ideales Sehwerkzeug für räumliches Sehen und schnelle Bewegungen.
Flugschreibungen
Der Themenkomplex Flugschreibungen entstand aus dem Ansatz, die Flugbewegungen der Bienen näher zu erfahren und beim Zeichnen durch das eigene Bewegen besser verstehen zu lernen.
So wurden die ersten Flugschreibungen mit verschiedenen Pastellkreiden und Kohle auf großen Papieren mit der Spannweite der eigenen Körpergröße und Armbreite gezeichnet. Die Intensität, der energetische Moment der Flugbewegung, steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Die Zeichnungen sind dicht und mehrschichtig bearbeitet.
fliegen
Im Gegensatz dazu stehen die Tuschezeichnungen, die einen Moment des Fliegens – dessen Leichtigkeit und Flüchtigkeit – in der reduzierten Geste schwungvoller Pinselstriche festhalten. Sie können nur in Augenblicken hoher Konzentration und Präsenz entstehen, in denen die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig, zu ruhig und zu dynamisch, gefunden werden kann.
In Zeichnungsreihen und -blöcken wird die Vielfalt der unterschiedlichen Flughaltungen sichtbar.
Technik
Kohle und Pastell auf Papier
Tusche auf Papier
Bienoptik geht der visuellen Wahrnehmung der Bienen nach. Jedes der beiden Facettenaugen der Biene besteht aus etwa 6.000 kleinen Einzelaugen, die sechseckig geformt sind. Die Bienen nehmen dadurch ein grob gepixeltes Bild ihrer Umgebung wahr. Details sehen sie erst aus unmittelbarer Nähe.
Um für die visuelle Wahrnehmung der Biene eine ästhetisch wirkungsvolle Umsetzung als Bild zu finden, waren einige Versuchsreihen nötig. Ein Rastergitter als Analogie zu den einzelnen Facetten erwies sich schließlich am geeignetsten. Dieses Rastergitter wird als Grundmuster mit schwarzer Farbe auf Papier gedruckt. Anschließend folgen die Farbpunkte.
Durch das mehrschichtige Drucken von Hand mit Kartoffelstempeln und farbiger Tusche entstehen kontinuierliche Farbverläufe. Kleine Unregelmäßigkeiten bei der manuellen Bearbeitung lassen eine organisch und malerisch wirkende Bildoberfläche entstehen. Von Nahem ist dies eine abstrakte farbige Fläche. Beim Betrachten aus der Entfernung werden Blumenwiesen, Blüten oder Bereiche um die Nektarien sichtbar.
Was Bienen tatsächlich sehen, lässt sich nur erahnen. Die Bildmotive stellen die Blüten so dar, wie sie die Bienen mit ihren Facettenaugen beim Anflug höchstwahrscheinlich wahrnehmen.
Von Weitem leuchten die Blüten wie bunte Laternen aus dem Wiesengrün und locken die Bienen heran. Aus der Nähe differenzieren sich Farbe und Form der Blüte zu einem plastischen Gebilde. In den Blüten, um die Stempel und Nektarien herum, sind es vor allem geformte Farbflächen, sogenannte Blütenmale, die auf das Bienenauge besonders anziehend wirken und sie zum Nektar führen. Aus der Nähe spielt außerdem der Blütenduft eine wichtige Rolle.
Technik
Hochdruck, Kartoffeldruck mit Tusche auf Papier